Thursday, March 09, 2006

Kapitel 1.1 - "Pride"



(Bild: "Pride" nach einem Auftritt, 1986)

Ich fand die Band in Form der Gebrüder Schmitz und gründete meine erste seriöse Band: Pride!

Pride bestand aus mir am Schlagzeug und Gesang, sowie den Schmitz – Brüdern Mike, Markus und Matthias an Bass, Gitarre und Percussion.

Großartige Jungs – mit viel Talent. Wir hatten ein paar echt gute Monate miteinander.

Markus und ich waren die treibende Kraft hinter den Songs und unsere gemeinsame Liebe zu KISS gab der Gruppe ihre Stärke und ihren Willen.

Wir waren in der Lage einen festen Proberaum zu ergattern (es gibt immer mehr Bands und immer weniger Proberäume) in der Frankfurter Strasse 80 in Offenbach, kurz „F 80“ genannt.
Es war nicht unbedingt der schönste Übungsraum aber da er in einem Hinterhof lag, konnten wir laut sein – richtig laut.

Hier nahmen wir unsere ersten Demos auf ganz altmodische Weise auf: Kassettenrekorder in die Mitte und losgelegt! Externes Mikrofon? Eh, wofür? – Idioten! Wir hätten unerfahrener eben nicht sein können.

Die Musikszene war gut in den frühen 80ern, aber für eine junge Rockband wie wir (oder jede andere Band), war die Infrastruktur eher wenig rosig. Wir haben aber dennoch immer etwas gedreht um voran zu kommen.

Unser erster Auftritt war vor Klassenkameraden im Haus meiner Berufsschullehrerin. Sie mochten uns, vielleicht zwar bloß weil sie uns kannten, mein Lehrer fand die Idee eine Band zu haben jedenfalls cool und sie war stolz darauf, dass wir bei ihr zuerst auftraten.

Wir spielten auf einigen weiteren Gartenpartys und schon sehr früh mochte ich dir Idee, vor den unterschiedlichsten Kulturen aufzutreten. So spielten wir für die Portugiesische Mission im berühmten „Gelben Haus“ in Offenbach und einer meiner Arbeitskollegen besorgte uns einen 45minütigen Auftritt auf einer Hochzeit.

Das war der absolute Wahnsinn – es war eine türkische Hochzeit in einer Riesenhalle und da waren knapp 1000 Leute drin. Ich habe das bis heute nicht geschnallt, wie man 1000 Leute für eine Hochzeit zusammenkriegt. Wir spielten zwischen den zwei Sets der Hochzeitsband „Erol Derinbay´s Istanbul Express“.

Wir sahen uns also Erol und Gefolge an und es fiel uns sofort auf, dass das Publikum nicht wirklich drauf abfuhr. Sie spielten traditionell türkische Musik und ich erinnere mich daran, wie ich amüsiert zu den anderen sagte: „Das war´s dann Leute, wir sind Tod. 1000 Türken gegen eine 5köpfige Rockband, das macht genau 200 Messer für jeden!“ Ich machte mir halt Gedanken, was sie wohl mit uns machen werden, wenn wir sie mit unserem Heavy Metal bombardieren.

Mein Arbeitskollege und Mentor, Okyay Tülek, sagte uns dann an und wir begannen unser Set mit einer Coverversion des KISS – Songs: „War Machine“ – und ich schaute nur erstaunt ins Publikum als sie plötzlich anfingen, zu unserer Musik zu tanzen.

Wir spielten ein paar Eigenkompositionen gefolgt von Covers von Scorpions. Das beste Lied des Abends war unsere Version des Prince Hits: „Kiss“. Für unsere harte Arbeit erhielten wir eine Flasche Whiskey. Im Gegensatz zu den meisten Bands, tranken wir nicht aber nahmen die Flasche dennoch dankbar an.

Es dauerte nicht sonderlich lange, bis wir heraus fanden, dass Musiker keine große, glückliche Familie sind. Wir waren eben unerfahren und liefen direkt in Feindesmesser als wir bei einem Rockfestival in Nieder – Roden den Part des Opening Acts übernahmen. Die ersten 10 Minuten waren supergeil und das Publikum mochte uns sehr. Nach 10 Minuten waren wir bereit noch mehr zu geben und waren sehr verwundert, warum der Applaus ausblieb und nur noch die ersten beiden Reihen mitklatschten und mitsangen.

Die anderen sahen eher ratlos aus und nach etwa 25 – 30 Minuten brachen wir dann ab. Wir waren sehr enttäuscht und konnten einfach nicht verstehen, was wohl die Ursache hätte sein können. Auf unserem Rückweg zum Bandbus, sprachen uns dann ein paar Leute an und meinten, dass es echt schade war, dass nach etwa 10 Minuten die Lautsprecheranlage ausgefallen sei und man uns nicht hören konnte, „zum Glück geht’s ja jetzt“! Das war es also – sie hatten uns einfach den Sound abgeschnitten.

“Möge der Beste gewinnen” lag vielleicht nicht in deren Interesse. Die Mischer gehörten einer der anderen zwei Bands. Positiv gesehen, empfanden sie uns also als musikalische Bedrohung, was für uns bedeutete, dass wir auf dem richtigen Weg waren.

Wir entschieden, „ganz groß“ zu werden und ich sprach einen Kumpel und Arbeitskollegen an, dessen Hobby die Videofilmerei war. Kurze Zeit später fanden wir uns dann im Wald wieder, zum Kassettenrekorder singend, irgendwo an einem See – und an zwei Videos gleichzeitig arbeitend.

Karl Heyland, der arme Kerl hinter der Kamera, und ich filmten in den Jahren danach einige Band zusammen und Karl drehte jede Menge für Digital Dreams.

Wenn etwas so gut läuft wie Pride, dann ist Ärger nie wirklich weit weg – und so kam es dann, wie es kommen musste. Wir hatten einige Gigs 1986 und am 20. Dezember 1986 hatten wir einen echt guten Auftritt in einer Offenbacher Kneipe, namens „Wachauer Landl“.

Ohne vorherige Absprache, wollte Markus´ Freundin Marion unbedingt in die Band. Das tat sie dann auch und „spielte“ Tamburine. Das war noch nicht das Schlimmste, gleiches Recht für alle, hatte ich doch kurzfristig meine Freundin am Keyboard mit in die Band gebracht.

Als wir dann an Silvesterabend 1986/87 spielten, bekam ich den Eindruck, dass Marions Vater das Management zu übernehmen schien. Das war auch noch nicht das Schlimmste.

Wir hatten einen anderen Gig in der Aula einer Schule vor mehreren hundert Zuschauern. Perkussionist Mathias und Basser Mike kamen verspätet und so musste ich 20 Minuten die Zeit mit Stand –up – Comedy überbrücken. Zu meinem Erstaunen lief das ganz gut. Als sie dann endlich ankamen, packten sie ein komplettes zweites Schlagzeug aus dem Bus und auf die Bühne. Wir hatten also plötzlich zwei Schlagzeuger anstatt einen Drummer und einen Perkussionisten. Laut Meinung von Marions Vater:“ sei dies ja nur zum Besten der Band“!

Der Gig war also nicht gerade unser Bester und wir kamen auch nicht sonderlich gut an, was vor allem daran lag, dass man die Spannung zwischen den Musikern spürte, die vor allem durch Leute erzeugt wurde, die nicht mal in der Band waren.

Ich bin dafür bekannt, ein großes Ego zu haben und das kam dann deutlich zum Vorschein. Von einer Minute zur Anderen verließ ich die Band. Die Jungs wollten mich nicht wirklich gehen lassen und baten mich, doch alles bei einem Drink zu besprechen. Wir hatten eine Besprechung in der Länge eines halben Glases und ich war raus aus der Nummer. Sie hatten nicht den Mut, sich dem „neuen Management“ entgegen zu stellen und daher gab es keinen Anlass mehr für mich in der Band zu bleiben.

Da war ich also, im Februar 1987, mit mittlerweile drei kompletten Drum – Kits und jeder Menge Becken und keine neue Band in Sicht.

Als gehörte mir die Welt, kaufte ich schnell ein paar billige Keyboards um weiter Musik machen zu können und nur wenige Monate später, spielte ich wieder im „Wachauer Landl“.

Der Auftritt war furchtbar – ich habe nicht einmal das Datum notiert, so schlimm war es. Die Zuschauer konnten nicht viel anfangen, mit einem Musiker, der versuchte synchron Schlagzeug und Keyboard zu spielen und wir reden nicht einmal vom Gesang.

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