Thursday, March 09, 2006

Kapitel 4 - Im Alleingang



(Bild: 1996, "Konzert gegen Armut")

Langsamer machen war für mich als Solokünstler einfach keine Option. Ich hatte sehr hart für die kleinen Erfolge gearbeitet, die ich mit Digital Dreams hatte und ich wollte nun in die Vollen gehen.

Ich bemerkte, dass sich der Trend, nun langsamere, bedeutungsvollere Love songs zu schreiben, und generell weniger an Technobeats zu arbeiten, nach dem fertig stellen der 1996er „Vesicula“ fortsetzte.

Viele Leute, inklusive meiner Wenigkeit, sind davon überzeugt, dass die Vesicula eigentlich mein Durchbruch – Album hätte sein sollen, aber da ich sie nur als Kassette veröffentlichen konnte, hatte sie quasi null Chance.

Genau genommen, hatte ich auch kein Interesse mehr an der Fortführung von Digital Dreams, andererseits wusste ich nicht, was als nächstes folgen sollte. Meine damalige Freundin (1997) war auch nicht sonderlich hilfreich. Sie hasste meine Musik und dachte, es wäre Schrott.

Ich liebte Depeche Mode´s neue „Ultra“ CD und fühlte wieder den Beat. Es waren schwierige Zeiten damals und ich hatte keine Unterstützung in meinem Umfeld und hab sogar das musizieren auf – für knappe sechs Monate.

Die Entscheidung Digital Dreams zu beenden, nagte mehr an mir als ich zugeben wollte. Ich wollte mein ganzes Image ändern, ich wollte MICH ändern, wenn man so will. Und so kam es, dass ich erstmals mit drei verschiedenen Gitarristen kollaborierte und inmitten der Produktion zur „TJ – Pure Love“, entschied ich mich, ab sofort woanders aufzunehmen.

Ein guter Freund von mir, mit dem ich seit 1993 “nebenbei” komponierte und kollaborierte, erzählte mir von diesem Studio in seiner Heimatstadt Langen und so vereinbarte ich einen Termin um es abzuchecken.

Besitzer und Tontechniker Christian Meyer und ich klickten auf Anhieb und so entschied ich von jetzt auf gleich, bei ihm aufzunehmen. Mit Frank hatte das überhaupt nichts zu tun – ich wollte mich einfach komplett verändern. Franks Studio war deutlich besser ausgestattet, aber darum ging es mir damals nicht. Ich wollte Reinheit und, dank finanzieller Unterstützung durch einen Freund, stellte ich im Oktober 1997 meine erste Solo CD fertig: „T-Jay – Pure Love“ .

Ich widmete die CD meinem Sohn Kevin, den ich nach meiner Scheidung sehr vermisste, und rückblickend finde ich, dass die Pure Love EP mit die besten Songs enthält, die ich jemals schrieb. Ich hatte soviel auszudrücken und selbst heute noch, tun Lieder wie: „I still believe in love“ oder „Shadows of the past“ weh.

Es landete direkt auf der # 1 in den DRMV Charts und ich war so stolz und davon überzeugt, wenn diese CD gefloppt wäre, wäre das mit Sicherheit das Ende meiner musikalischen Laufbahn gewesen. Es hätte mich gebrochen. Obwohl ich, im Vergleich zu von Plattenfirmen unterstützten Künstlern, ohnehin keine wirkliche Karriere hatte.

In aller Fairness: hinter allem was man tut, steckt eine einfache Logik: Man kann nur etwas erreichen, wenn man es versucht. Über die Jahre sandte ich eine Unmenge von CDs an Plattenfirmen, Radio- und TV Stationen, Zeitungen und so weiter – und auch wenn die Resonanz insgesamt eher dürftig ausfiel, so hätte ich dennoch null Resonanz auf meine Musik erhalten, wenn ich mir nicht die Mühe gemacht hätte, sie zu vermarkten.

Ich musste mich oft dafür verteidigen, so verdammt „selbstsüchtig“ zu sein und meine Musik über alles zu stellen. Aber das ist eben so. Wenn man an etwas glaubt, dann muss man auch gewillt sein, es zu verteidigen. Ich sehe einen Wert in meiner Musik. Sie ist dazu da, Emotionen und Gefühlen beim Zuhörer zu wecken, was genau genommen, auch das Problem ist. Es ist eben oft nicht angenehm, mit Liedern konfrontiert zu werden, die von Liebe und Verlust handeln, und meine sehr emotionale Musik hat einen Hang zur Melancholie.

Dafür ist nicht jeder zu haben. Außerdem gibt es eine Vielzahl oberflächlicher Menschen, die das was ich tue, ohnehin nicht begreifen.

Meiner Erfahrung nach, hat Musik keine Grenzen und man kann auch jede Menge Gutes damit tun. Die vielen Benefiz –Konzerte zum Beispiel, haben mein ausharren bzw. dem „folgen meines Traumes“ geholfen respektive aushaltbar gemacht.

Als ich 1987 zum ersten Mal im Kinderheim auftrat, konnte ich kaum Vibes spüren, als ich 1995 auf die selbe Bühne zurück kam, war die Energie, die vom Publikum zurück kam, einfach unglaublich.

Die Kinder luden mich nach dem Konzert ein und ich traute meinen Augen nicht: Die hatten extra Kuchen für mich gebacken und den Tisch dekoriert. Einer der Jungs, der damals gerade ins Teenager – Alter kam, sagte mir, dass er sich nun bald eine Gitarre kaufen will, und er wolle so sein wie ich – mit Musik Menschen erreichen.

Bis zu diesem Zeitpunkt, war mir gar nicht klar, dass ich überhaupt wen erreicht hatte.

Musik kann auch Therapie sein – für mich zumindest. Die Pure Love war eigentlich als Album konzipiert. Je mehr man aufnimmt desto mehr Kosten entstehen und letztlich musste ich mit der 6-Song Version zufrieden sein. Besser als nichts möchte ich glauben.

Wenn ich zurückblicke, fällt auf, dass diese CD ein Spiegel meiner Gefühle waren. Und obwohl die meisten meiner Lieder nicht zwingend autobiografisch sind, gibt es doch einige, die man als solche Bezeichnen könnte - ich werde jetzt aber nicht verraten, von welchen ich spreche J .

Ich war recht sicher (wie immer), dass sich die Pure Love mit dem Rest der Welt messen kann und war recht enttäuscht, dass die Industrie sich nie großartig dafür interessierte.

Irgendjemand fand dann eine Schublade für meine Musik: „Easy Listening“. Die Leute gaben meiner Musik aller Art Namen und was mich betraf, ich wusste nur, dass ich sie stets als „Romantic Pop“ bezeichnen würde.

Wenn man mich heute fragt, wie ich meine Musik beschreiben würde, dann sage ich immer scherzend: “George Michael für Arme”.

1998 zog ich dann mit meiner neuen Freundin zusammen, die später meine zweite Frau wurde.

Ich dachte über Möglichkeiten nach, die immensen Kosten zu reduzieren und platzierte Anzeigen in lokalen Zeitungen und wurde überschüttet mit Angeboten von Musikern und traf mich mit einer ganzen Menge Leute. 95% von denen, wollten nur so zum Spaß Musik machen, während ich nach Leuten suchten, die meine Musik nach Vorne bringen.

Recht enttäuscht saß ich eines Abends da und lauschte dem, was ich über die Jahre kreiert hatte und war erstaunt, zu hören, dass ich mich entwickelt hatte. Ich bin ein echt guter Songwriter, dachte ich, meine Stimme ist auch nicht mehr so schlecht und ich kann sogar 4-stimmig singen, wenn’s denn sein muss.

Das gab mir Selbstvertrauen und ich beschloss, ein fettes Keyboard zu kaufen, mit eingebautem 16 Spur Sequenzer und Floppy Laufwerk, so dass ich all meine Ideen, mit Ausnahme des Gesanges, „an einem Stück“ aufnehmen konnte.

Ich hatte ständig neue Ideen, war aber auch ständig pleite, daher war der Kauf dieses teuren Instrumentes, das man glücklicherweise auf Raten zahlen konnte, die beste Option.

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