Thursday, March 09, 2006

Kapitel 3 - Aufstieg und Fall von DIGITAL DREAMS



(Bild: Fotoshoot, 1993)

Anfang 1993 traf ich Franca wieder und ich fragte sie sofort, ob sie nicht Lust hätte, mein kurzfristig stillgelegtes Projekt, Digital Dreams mit mir weiter zu machen. Sie sagte sofort zu und wir fingen quasi von sofort auf gleich mit der Produktion an.

Franks Studio befand sich in einem 2. Weltkrieg Bunker. 1995 hatte ich für kurze Zeit meinen eigenen Proberaum dort – kein Sonnenlicht, aber ein Riesenspaß.

Wie auch immer, zurück zu Franca und mir:

Wir hatten beide stets wenig Geld - was uns an Geld fehlte machten wir durch unsere Hartnäckigkeit wett. Manchmal waren wir einfach unglaublich.

Wir waren (und sind es auch heute noch) ziemliche Hitzköpfe und wir hatten zugegebenermaßen jede Menge Stress miteinander, obwohl die Hauptprobleme nicht innerhalb der Band lagen. Die Probleme kamen von außerhalb in Form ihres Freundes und Franca hatte auch eine ziemlich lästernde Familie und Freundeskreis.

Dennoch entschieden wir uns jedem in den Arsch zu treten. Wir wussten nur zu genau, dass wir es nicht packen, wenn wir musikalisch nicht super sind und wir wollten eine ebenso großartige Show zusammen stellen. Und das taten wir dann auch. Wir hatten eine zusätzliche Tänzerin (eine Freundin von Franca) und wir benutzten Pyrotechnik und trugen Star Trek Klamotten.

Wir waren wirklich überheblich und hatten im Januar 1994 unseren ersten Auftritt im Hard- und Heavy e.V. in Offenbach, genannt „F63“. Normalerweise spielen dort nur Rockbands, dennoch konnten wir die Halle umgehend für uns einnehmen und der Auftritt war ein Riesenerfolg.

Die Play list bestand zu 60& aus älterem Digital Dreams Material, einigen Exzess Songs und ein paar neuen Liedern, wie beispielsweise der „Smog“ – Trilogie.

Es war das erste Konzert nach sieben langen Jahren.

Wir waren die erste (und wahrscheinlich auch die letzte) Band, die dort jemals ohne Gitarren auftraten.

Die „Hitech Systems“ war noch in der Mache und dies war ein längst überfälliger Live – Test für die bald erscheinende CD.

Trotz der langen Bühnenabstinenz, konnten wir dennoch einige anlocken und sogar einige Heavy – Fans zeigten Interesse an unserer Musik.

Das Konzert also lief super. Unsere Musik war damals sehr politisch und wir spielten sogar ein Lied gegen Ausländerfeindlichkeit in türkischer Sprache. Wir hatten sogar eine 15minütige Zugabe Session und der Abend blieb uns stets in Erinnerung. Wenn auch nicht nur wegen des Erfolges:

Nach dem Konzert packten wir unser Zeug zusammen um die Halle zu verlassen. Gleichzeitig gab es von Seiten des Hard- und Heavy e.V. „Umbauarbeiten“ in der Halle. Sie bereiteten die Halle für eine bald stattfindende Hochzeit vor.

Als sie das Schlagzeugpodium abbauten fragte ich interessiert, was sie denn da machen. Die Antwort war recht schockierend: „Wir bereiten die Halle für eine Hochzeitsfeier von so n paar Scheißtürken vor, Leute für die du Songs schreibst ...“ Urplötzlich flippten drei von denen aus und kamen auf mich zu mit der Drohung: „Es ist besser, wenn du dich jetzt verpisst, bevor dir noch was passiert...“ Glücklicherweise waren noch einige andere Leute in der Halle, sonst wäre das unter Umständen nicht so glimpflich verlaufen.

Ich war sehr enttäuscht, hatte ich doch angenommen, dass ein Club, der für eine Minderheit von Rockfans entstand, offener hätte sein sollen, vor allem gegenüber anderer Minderheiten.

Nach diesem Konzert wussten wir, dass die Zeit gekommen war, unsere CD zu veröffentlichen. Ich war arbeitslos und Franca bloß ein Lehrling, dennoch konnte Franca einen Kleinkredit bekommen, denn wir mussten ja Geld an Frank bezahlen um das Studio nutzen zu können und brauchten natürlich Geld für die CD selbst.

Im April 1994 veröffentlichten wir dann die „Digital Dreams – Hitech Systems“ und dann ging es richtig los. Im Handumdrehen waren wir unter den zehn beliebtesten Bands im Rhein – Main Gebiet und unsere CD stieg bis auf Platz # 4 in den DRMV – Charts.

Wenn ich mir das Album heute rückwirkend anhöre, finde ich, dass es nicht so toll produziert wurde, vor allem in Hinblick auf die Intonation der Englischsprachigen Songs. Allerdings war es extrem vielseitig, da es diverse Stile mischte von Techno zu Trance zu Pop. Außerdem mischte es Deutsch und Englisch und sogar Spanisch. Die Digital Dreams verdient den Eintrag in die Charts und jegliche Publicity.

Im Januar 1996 spielten wir in einem Hochsicherheitsgefängnis in Frankfurt / Preungesheim, und 1995 sogar bei einem Riesenfestival in der hessischen Landeshauptstadt spielten, wenn auch nicht im gleichen Line – Up. Fotos und einen Konzertbericht kann man sich unter http://www.tj-music.com/ ansehen).

1994 hatten wir das bereits beschriebene Konzert im „F63“ und danach hatten wir unsere Höhen und Tiefen als Band, bis wir im August 1994 wieder gemeinsam auf der „Star Dream I Convention“ in Mannheim auftraten.

Etwa 600 Zuschauer sahen uns damals in vollem Enterprise – Gewand und die anwesende Presse bescherte uns einen 10-Sekunden Auftritt auf SAT.1

Das 45 Minuten Konzert war recht gut, der Tag als solches war es nicht:

„Digital Dreams steht kurz vor dem Durchbruch“, dachten wir damals, denn immerhin befand das Veranstaltungskomitee unsere Musik gut genug, um uns spielen zu lassen.

Zusammen mit Franca, zwei weiteren Tänzerinnen, einem Mischer und zwei weiteren Personen, die wir zum helfen bei dies und jenem brauchten, fuhren wir also von Frankfurt nach Mannheim.

Vorher schickte ich noch 20 Poster die auf das Konzert hinwiesen zu dem Veranstalter, der uns versicherte, dass die Poster vor Ort aufgehängt werden, eine Anlage auf uns wartet und wir Unterstützung kriegen können, sollten wir sie brauchen.

Die Realität sah irgendwie anders aus.

Den Klingonischen™ Krieger an der Eingangstür hinter uns lassend, gingen wir zum örtlichen Veranstalter, der von unserer Existenz nichts wusste. Wenigstens lagen unsere 20 Poster, zusammengefaltet noch da rum. Die Person am anderen Ende des „Walkie Talkies“ bestätigte dann, dass wir dort auftreten und so mussten wir die 110,- DM pro Person nicht entrichten. Der Eintritt war recht teuer und wir planten, uns soviel Programm wie möglich anzusehen.

Die Kontaktperson war dann viel zu busy um uns überhaupt zu treffen. In den darauffolgenden Stunden, ließ sich vom Komitee zumindest niemand blicken.

Die engagierte Firma, die eine P.A. und eine fette Lichtanlage besaß, gab einen Dreck auf uns und sie wollten uns ihre Anlage nicht benutzen lassen. Nach einer längeren Diskussion und langem, zähen Anbetteln, gaben sie dann nach.

Zu Verhandlungsbeginn versprach der Veranstalter, dass es einen Umkleideraum und abschließbare Fächer für unsere persönlichen Wertgegenstände gäbe – muss man ja nicht groß erwähnen, dass die auch nicht da waren. Verständlicherweise waren Franca und ich ziemlich enttäuscht, dennoch hielten wir unser Wort und spielten für die tanzenden Vilkanier™, Cardassianer™ und Klingonen™.

Franca und ich waren auch kein so gutes Team mehr und ich merkte einen großen Unterschied in der Dynamik der Band zwischen den beiden Auftritten im Januar und dem Tag in Mannheim und tief in mir wusste ich, dass das nicht mehr lange funktioniert. Wenig später trennten wir uns.

Ich litt enorm, denn Franca war mehr als nur musikalischer Partner. Sie war mein bester Freund und ich vermisste sie. Wir sprachen eine Weile nicht miteinander. Irgendwann trafen wir uns dann wieder auf einen Kaffee und beschlossen, einen Neuanfang zu wagen.

Ich hatte mittlerweile schon Kontakt mit den Tänzerinnen Georgina und Sabine etabliert und wir planten einen Auftritt für den nachfolgenden Frühling.

Als Franca wieder an Board war, wurden starke Spannungen zwischen ihr und den beiden Mädels, die sich MSG nannten, sichtbar.

Franca, die eine sehr gute Tänzerin war, und alle bisherigen Shows choreographierte, hatte einen anderen Stil als jenen, den Sabine mitbrachte. Nur wenige Tage vor dem Auftritt in einem Kinderheim, gaben MSG dann bekannt, dass sie keinesfalls auftreten, so lange Franca dabei ist. Franca und ich hatten nicht mehr zu unserer alten Stärke zurück gefunden und so beschloss ich, Digital Dreams ab sofort doch wieder alleine zu machen.

Die Hitech Systems war ein starkes Album, war in den Top Ten der DRMV Charts und es war das erste Konzert nach Francas austritt.

Zusammen mit der 2-Frau-Gruppe „MSG“ trat ich dann vor ca. 100 Kindern und Erwachsenen auf, wo ich viel neues Material testete, welches auf dem 1996 folgendem Album „Vesicula“ veröffentlicht wurde.

Ich hatte eine fette Erkältung und die Anlage war Scheiße, dennoch war das Konzert ziemlich gut.

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