Thursday, March 09, 2006

Kapitel 4.4 - Eine Veränderung der Sichtweise



(Bild: In Tralee, Co.Kerry in Irland, 2003)

Das Frühjahr 2003 brachte keine Veränderungen oder neue Perspektiven und ich bekam zunehmend unzufrieden mit meinem Team Leader Job, der extrem Zeitintensiv war und außer einem guten Gehalt nichts besonderes war. Und Geld bedeutete mir nie viel.

Obwohl ich zugeben muss, dass gerade Musiker, die ,wie ich, keinerlei Plattenfirma- noch sonstige Unterstützung haben, stets auf Geld angewiesen sin. Ich wäre nicht der erste Künstler, der einsam und arm starb. Mal sehen, wie ich eines Tages ende, gelle?

Nach andauernden Auseinandersetzungen auf der Arbeit, vor allem mit meinen Vorgesetzten, die mir ständig unter die Nase rieben, dass ich mein Herz zu offen zeige, was nicht gut fürs Geschäft sei, musste ich mich irgendwann entscheiden, wie es weitergehen solle.

Ich kündigte also – vom Sozi und dem Arbeitsamt gab es NULL und ein Job war nicht in Sicht. Zum Glück hatte ich meine Freundin und ich war überzeugt, wieder etwas zu finden.

Im Frühjahr 2003 trudelte noch eine Rezension der mittlerweile betagten Midnight Dreamer CD, die meinte, dass meine Musik genau das richtige sei, „für Leute über 70“. Und sie gaben mir 2 von 5 Sternen – für reine Hartnäckigkeit.

Mir doch egal – ich war viel zu beschäftigt um mir das zu Herzen zu nehmen. Ich war damit beschäftigt, die Arbeitslage in der näheren Umgebung zu checken – keine Chance.

Ich glaube nicht an Zufälle und als ich mich zu den Dolphin House Wohnblöcken aufmachte, hätte ich nie gedacht, dass meine Arbeit als freiwilliger Helfer, vor allem mit den Kindern, mir , wenn auch um einiges später, eine Anstellung bringen würde.

Ich arbeitete als Jugend Leiter beim Sommerfestival 2003 in Dolphin House, während ich Kontakt zu den Jobagenturen hielt. Ich hatte eine ganze Reihe Interviews aber es wurde nie was daraus.

Eines Tages ging ich zu FAS, irische Variante des Arbeitsamtes, und sah ein Poster, welches einen Digitale Medien Kurs auf der anderen Seite der Insel, genauer gesagt in Tralee, im Bundesland Kerry, anbot.

Ich sprach also mit dem Sachbereichsleiter und man teilte mir mit, dass es bereits eine Warteliste gäbe und selbst wenn ich ein Interview ergattern könnte, gäbe es keine Garantie. Reisekostenerstattung ist nicht und obendrauf hätte ich zu beweisen, dass ich schon was kann in irgendeinem Gebiet der digitalen Medienwelt und müsse ein Portfolio zusammenstellen.

Nun, der Beweis war schnell erbracht, ist mein erster Beruf doch der des Rundfunk-Fachverkäufers, außerdem habe ich EDV Zertifikate und, Herr Arbeitsamt, haben sie etwa überlesen, dass ich bereits acht CDs produziert habe?!

Ich kopierte alle CD Hüllen und listete schriftlich auf, warum die Hüllen aussahen, wie sie aussahen. Meistens war ich mich dafür am Verteidigen. Die Cover wurden erst einigermaßen anständig, als ich die TJ Sachen anfing, was hauptsächlich daran lag, dass ich mehr Geld hatte oder mehr Geld sparte, weil ich weniger Songs auf die CD packte.

Lehrer Jim, Freak und Fotograf, mit langen Haaren und freiem Geist, war recht beeindruckend von meinem Portfolio. Die FAS – Dame, die neben ihm saß, war es nicht. Sie bezweifelte meine Fähigkeiten als Team Player und befürchtete, dass ich jüngere Kursteilnehmer nicht respektieren würde.

Ich konnte ihr ja nicht sagen, sie soll die Fresse halten, also war ich zuvorkommend und freundlich und sagte ihr, dass all meine Absichten nur guter Natur sind und meine Kontinuität für mich spreche.

Das Interview lief also nicht so toll. Dennoch fragte mich Jim, ob er sich die CD (Eternity), weil sie ausschließlich mit Samples und elektronischen Mitteln produziert wurde. Ich hatte nichts zu verlieren und hatte nichts dagegen. Eine Woche später akzeptierte man meine Bewerbung – Eternity sei dank.

Die am wenigsten beworbene CD machte einen tollen Eindruck, bei einem Gespräch, das mit meiner Kunstform nicht das Geringste zu tun hatte. Ist das nicht komisch?! Vielleicht, vielleicht sollte es aber einfach so sein.

Ich verbrachte eine ganze Weile (in TJ Zeitrechnung), knapp sechs Monate, in Tralee und hatte dort viel Spaß und eine gute Zeit. Ich schrieb natürlich auch jede Menge Songs dort, aber nahm lediglich „How Many Times“ dort auf, der später Teil meiner Geschichte wurde, als er im Januar 2005 Einzug in die TOP 5 der VH-1 song of the year Dancefloor / Electronic Charts hält.

Meine Musik hatte nie die Wirkung, die ich mir für sie erhoffte aber hat mich doch stets überrascht.

Manchmal, aus dem Nichts, passieren dann doch Dinge aufgrund meiner Musik, und , klein bei klein, möchte ich, dass die Menschen verstehen, dass selbst der geringste Erfolg, die Welt für mich bedeutet und sollte gefeiert werden. Alles was nicht für mich passiert nimmt mir meine Gabe ja nicht weg – sie scheint eben nur zu selten nach außen durch.

Unsere Gesellschaft ist eine furchtbare, was die Haltung gegenüber Künstlern betrifft. Es geht immer nur um Geld, Jugend und Schönheit und ich frage mich wann dieser Trend je aufhören wird, wenn er überhaupt aufhört.

Musik ist zum Marketing – Produkt verkommen, während ich Musik als Kunstform an sich vertrete, vor allem Kindern gegenüber. Teil meines Jobs als Hausaufgabenbetreuer war es, einen sechs Wochen Kurs in „Musik machen“ durchzuplanen und durchzuführen, in dem wir jede Menge Ejay™ Software nutzten. Die 6 – 12jährigen Kinder konnten ihre eigenen Songs machen und lernten gleichzeitig mit dem Computer umzugehen.

Ich will hier jetzt keine Komplimente erhaschen oder mich aufspielen, aber ich glaube wirklich, dass Leute wie ich, die einfach nicht aufgeben und dafür kämpfen, dass echte Kunst gespielt wird, ein notwendiges Übel sind für die, die die Fäden in der Hand halten.

Musik hat eine Menge mit und für mich getan – ich hatte sogar außerirdischen Besuch, den ich, so glaube ich, durch Töne angelockt habe. Aber dieses Buch ist keinesfalls meine komplette Biografie und es wäre zu einfach, nun darauf einzugehen und es dem Leser leicht zu machen, mich einfach als irre abzustempeln – obwohl ich mich auch nicht unbedingt als Normal bezeichnen würde.

Im Gegenteil – Alles was ich tue oder zu tun versuche, ergibt für mich totalen Sinn. Dieses Buch ist dafür da, zu zeigen, dass alles was man macht, egal wie klein, zu einem zurück kommt. Und Musik hat mein Leben so sehr bereichert, dass ich jedem so eine Gabe, Hobby oder dumme Angewohnheit, als was auch immer man es bezeichnen will, wünsche. Es ist alles bestimmt, glaube ich.

Ich hatte die Chance für eine Boy- und Girl band, alles jugendliche zwischen 12 und 13, Songs zu schreiben. Ich war überrascht, wie gut die das fanden. Musikalisch war das viel einfacher, als alles, was ich sonst so für mich schreibe, da Rhythmus der einzig wichtige Faktor zu sein schien.

Dennoch versuchte ich coole Songs zu schreiben und während eines Wettbewerbes 2004 gewannen beide Bands jeweils den ersten Platz in deren Kategorie. Das war ein stolzer Moment für mich als Songwriter.

Ich bin sicher, dass meine Musik einen positiven Einfluss auf die Jugendlichen hatte und das ist alles, worum es geht. Musik verändert alles!

0 Comments:

Post a Comment

<< Home