Thursday, March 09, 2006

Kapitel 2 - Von TRAVEL DIRECTION bis DIGITAL DREAMS


(Bild: In Amerika, 1984)

1988 rief die Armee! Was soll ich denn bei der Armee? Ich bin Musiker!!

Damals 1988, musste man quasi zum Bund gehen – für 18 Monate oder so, das war die einzige Alternative zum Zivildienst, wo man meistens alten Damen den Arsch abwischen muss für 30 Monate oder so, also wählte ich den Bund.

In Bad Ems, ein gutes Stück von Frankfurt entfernt, entdeckte ich dann, was es bedeutet, dem Staate zu dienen. Nur blöd, dass mich der Staat einen Dreck interessierte und ich fortan ständig Schwierigkeiten hatte.

Es war nie wirklich ernst, aber ich hinterfragte die Motivation der Vorgesetzten so ziemlich täglich und daher musste ich immer alles sauber machen und am Wochenende arbeiten. Ich erinnere mich noch daran, dass ich mal so knapp vier Wochen nicht nach Hause konnte.

Da waren großartige Leute, ohne Frage, aber es war einfach nicht meine Welt und als ich dann begriff, dass dieser Alptraum Wirklichkeit ist, kam sofort die Stuhl Inkontinenz zurück. Ich schlief schlecht und es dauerte nicht lang, bis ich Patient im Hospitalflügel war.

Zuerst dachten die bestimmt, dass ich das alles nur erfinde – doch dann hatten sie Angst, es könnte ja chronisch werden und dann müssten sie ihr Leben lang zahlen. Also entließen sie mich nach nur sechs Monaten Dienstzeit.

Das wäre geklärt!

Kurz vor dem Eintreffen des Einberufungsbefehls, beendete ich meine Rundfunkfachverkäuferausbildung bei einem etabliertem Familienbetrieb in meiner Heimatstadt Offenbach.

Ich begann also Jobs auszuprobieren und gab das Meiste Geld für meine Musik und Instrumente aus, um meine Karriere weiter verfolgen zu können. 1988 war mein Idol Prince noch immer da, und nachdem ich ihn dann zweimal live erlebt hatte, u.a. 1988 im Frankfurter Waldstadion, vor 60.000 Leuten, erinnerte ich mich daran, dass ich meine Karriere ernster nehmen wollte. Vor allem, weil sich meine Musik gerade am Verändern war, Sinn machte und ich der Meinung war, dass ich etwas zu sagen und zu geben habe.

Meine Freundin, aus der bereits meine Verlobte geworden war, und ich zogen 1989 zusammen. Um eine ansonsten leere Wohnung zu möblieren, mussten wir uns einen Kleinkredit bei der Bank aufnehmen.

Noch immer an mein Talent glaubend, konnte ich Petra überreden, einen Teil davon für einen Drum Computer, einen Synthesizer und ein 4-Spur Gerät zu nehmen, damit ich an meiner ersten CD arbeiten konnte.

Und genau das machten wir dann auch – natürlich kauften wir auch Möbel für die Wohnung!

1989 nahm ich also ein paar Songs mit dem 4-Spur auf. Der Gesang kam nie cool rüber, es gab keinerlei eingebaute Effekte und man konnte auch nur auf eine gewöhnliche Kassette aufnehmen.

Ich benutzte also meistens nur den Drum Computer und den Synthesizer und sporadisch lieh ich mir das KORG™ M1 und andere, bessere, Instrumente von Frank Moesner, Produzent und Studiobesitzer, mit dem ich jahrelang zusammen arbeitete.

Im September 1990 kam dann die Debüt CD: „Digital Dreams – German Groove“ ans Licht und nach wenigen Wochen, hatte ich bereits ein Angebot für eine Zusammenarbeit mit Bernardo Pasbrig, der beim DRMV auf der schwarzen Liste stand, und mit dem ich nie zusammen arbeitete – aus Gründen, die ich hier nicht nennen möchte.

Die „German Groove“ beeindruckte niemanden, vor allem weil es eben nur 4 – Spur Demos waren. Während die Offenbach Post, die CD interessant fand, vor allem weil sie eben in einem Wohnzimmer, ohne Studio Tricks, aufgenommen wurde, schrieb das Rockmusiker Magazin: „Schrecklich ... Meilenweit hinter der Grenze zur Peinlichkeit ... „ – und damit hatten sie vollkommen recht.

Überraschender Weise, schaffte es das Album dennoch bis auf Platz # 16 der DRMV Charts, der Opening track wurde für einen Kurzfilm verwendet (an dem ich während eines Videoschnittkurses arbeitete) und der gleiche Song „3002“ wurde außerdem Soundtrack für das Commodore™ C 64 Computerspiel: „Teldor IV“.

Nicht schlecht für ein Album, welches so unbeliebt war. Jedenfalls schien in der kleinen Offenbacher Musikerszene jeder über mein peinliches Album zu sprechen. Ich wurde so bekannt, dass ich in den Szenekatalog aufgenommen wurde, und man mich sogar um ein Autogramm für Wohltätigkeitszwecke bat.

1991 nahm ich dann einige Titel aus der German Groove neu auf. „Der Teddybär“ oder „Pearl Harbour“ zum Beispiel.

Frank und einer seiner Freunde, besaßen ein kleines Studio in Offenbach. Kurz darauf hatte Frank dann sein eigenes Studio, während ich mich mit Armin Schwarzfeld zusammen tat, mit dem ich schon bei Spirits Of Soul spielte.

1992 war ein stürmiges Jahr. Armin und ich gründeten ein Duo. Wir nannten uns Exzess und nahmen hauptsächlich bei Armin auf, der ein 8-Spur „direkt auf Kassette“ Gerät hatte und einige nette Keyboards. Ich brachte stets meinen Amiga 500 und später Amiga 600 mit, mit welchem ich meine eigenen Sounds produzierte. Armins Sichtweise unsere gemeinsame Zukunft betreffend, wich von meiner sehr ab.

Er war ein Riesen – Depeche Mode Fan und all seine Songs klangen wie eine Wiedergeburt von Martin Gore. Und obwohl seine Songs super waren, fand ich, dass das nicht unser Weg sein sollte. Irgendwie wollten wir unseren Helden Tribut zollen, aber ich fand, das ganze müsste mehr nach „uns“ klingen und einfach mehr von „uns“ enthalten.

Letzten Endes nahm ich etwa 40% aller Exzess Songs alleine in Franks Studio auf – eigentlich hätte es ja eine Zusammenarbeit zwischen mir und Armin sein sollen.

Während einer der Sessions bei Armin zu Hause, traf ich Franca Pettrich, deren Freund im gleichen Block wohnte. Wir waren wahrscheinlich sehr laut, denn sonst hätten die gar nichts von unseren Aufnahmen mitbekommen.

Sie wollte schon immer mal singen und so gaben wir ihr eine Chance. Armin behandelte sie sehr schlecht, vor allem dahingehend, dass er alles was sie sagte oder sang, kategorisch abzulehnen schien und nie wirklich zufrieden schien.

Ich nehme an, dass er gar keine Frauenstimme auf den Aufnahmen haben wollte, sich aber nicht traute, dies von Anfang an deutlich zu machen. Ich fand, dass uns ein wenig Abwechslung nur gut tun könne und bin heute noch davon überzeugt, dass „You don´t kill my love“ mit Francas Stimme, einer der besten Songs ist, bei dem ich je mitgewirkt habe.

Armin und ich nahmen es ziemlich ernst und gingen sogar zu einem professionellen Fotografen, um die Hülle richtig hin zu bekommen. Mein ältester Bruder Hans – Jürgen, oder einfach „Hacki“, der auf seine Weise schon immer kreativ war, machte oft Masken aus Ton und so fragten wir ihn, ob wir eine für unsere Hülle verwenden dürfen.

Als die Kassette dann fertig war, waren wir es auch. Rückblickend ist das schon schade, denn ich mochte die Einmaligkeit, die unsere Gemeinschaftsproduktion erzeugte. Es hat einfach nicht sollen sein.

Im April 1992 wurde Typ I Diabetes bei mir diagnostiziert und ich brauchte eine Weile, bis ich wieder auf die Beine kam. Genau genommen hat es mich so stark beeinflusst, dass es eine Ewigkeit dauerte, bis ich die Akzeptanz fand, die man zum weitermachen braucht.

Ich heiratete 1992 und mein Sohn wurde geboren. All diese Begebenheiten, hatten zur Folge, dass die EXZESS nie die Aufmerksamkeit bekam, die sie zweifelsfrei verdient hätte.

Wir hatten einen netten Zeitungsbericht, das war es dann aber auch.

Karsten Roth, der den Zeitungsbericht seinerzeit für das „Auspuff“ Magazin verfasste, machte später verschiedene Sachen für die unterschiedlichsten Bands. Er machte die Fotos für die CD Rückseite. Ich lebte damals in einem Wohnblock und diese Gebäude haben meist einen Riesenheizungskeller, der sehr Außerirdisch aussieht, also machten wir da die Fotos.

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